Unsere Klugen Köpfe

Viele Persönlichkeiten haben Limbach-Oberfrohna geprägt - die bedeutendsten Frauen und Männer haben wir als "Kluge Köpfe" 2014 für unsere Bewerbung um den "Tag der Sachsen" 2016 wiederbelebt.

 

Noch vor rund 300 Jahren gab es nur ein kleines Dorf Limbach und einige Nachbardörfer, die alle zum Rittergut Limbach gehörten. Neben diesem Anwesen – in dem sich heute übrigens der Sitz der Stadtverwaltung befindet – gab es lediglich eine Kirche, eine Brauerei, eine Färberei, zwölf Bauerngüter und einige Häusler. Wie damals überall in unserer Gegend gab es neben der Landwirtschaft bescheidene häusliche Weberei. Durch die Weitsicht der Rittergutsherrschaft und das Aufblühen der Strumpfwirkerei konnte der kleine Ort eine unvorhersehbare Entwicklung erleben.

 


 

Johann Esche gab den Anstoß zur Entstehung des neuen Gewerkes – ab 1703 war er hier als erster Strumpfwirker sächsischer Herkunft tätig und setzte mit dem Nachbau eines Wirkstuhls mit einer Modifikation für Seide den ersten Impuls für die spätere rasante Entwicklung der Wirkerei in unserer Region. Deshalb wird er zu Recht als Vater der späteren westsächsischen Maschenwarenindustrie bezeichnet. Ab 1732 gelang dann endgültig die Einführung der Seidenwirkerei und bereits drei Jahre später wurde Johann Esche Obermeister einer ersten Limbacher Strumpfwirkerinnung. Nach seinem Tod 1752 begründetet sein Sohn David Esche mit der Eröffnung einer Seidenstrumpfmanufaktur die Entwicklung Limbachs zum Hauptort der Seidenherstellung in Sachsen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 


 

Begünstigt wurde das Aufblühen des einst kleinen Dorfes durch eine aktive Wirtschaftsförderung des Limbacher Rittergutsherrn Antonius II. von Schönberg und dessen spätere Witwe Helena Dorothea. Unter anderem bewirkte die Bereitstellung von günstigem Bauland einen kräftigen Zuzug von Wirkermeistern. Auch die Erlangung des Marktrechts (um 1780) war ein großes Verdienst der Rittergutsbesitzerin für die Gewerbe- und Dorfentwicklung. Damit wurden wichtige Voraussetzungen für die im 19. Jahrhundert einsetzende stürmische Entwicklung zur Industriestadt geschaffen.

 


 

Eine Weltsensation in der damaligen Zeit war 1869 die Gründung einer Wirkereifachschule in Limbach. Diese wurde von Unternehmern aus Limbach und der Umgebung angeregt und finanziert. Denn auch damals wurden Fachkräfte für die rasch wachsende Industrie benötigt. Ihr erster Direktor war der damals 28-jährige Ingenieur Gustav Willkomm, der unter anderem bereits in Manchester, Sheffield und Böhmen praktische Erfahrungen gesammelt hatte. Doch für den neuen Zweig der Textiltechnologie fehlte es an theoretischen Unterlagen. Gustav Willkomm verfasste zu diesem Thema zwei Lehrbücher, die noch heute in Fachkreisen Anerkennung finden. Heute ist in dem historischen Gebäude ein Schulhort untergebracht – eine Gedenktafel erinnert noch an die „Älteste Wirkschule der Welt“.

 


 

Auch im 20. Jahrhundert war der Name Limbach-Oberfrohna untrennbar mit einer bahnbrechenden Erfindung im Textilbereich verbunden. Der um 1950 nach Limbach-Oberfrohna gekommene Heinrich Mauersberger – im Besitz eines Patents über ein „Verfahren zur Herstellung von Kettenstichware“ - baute zuerst mit Holz, Bindfaden und Duosan Rapid erste Modelle. Nach der Vorstellung seiner Ideen erhielt er von den einheimischen Textilmaschinenbauern 5.000 Mark und acht Wochen Zeit, um ein Funktionsmuster zu bauen. Er konnte überzeugen: Bereits im Jahr 1952 lief die erste Malimo-Maschine im Textilbetrieb. Sie lieferte den wenig hochwertigen Windelstoff Molton – produzierte jedoch das Zehnfache eines herkömmlichen Webstuhls. Nach und nach wurden die Maschinen verbessert und traten ihren Siegeszug in die ganze Welt an. Der Name Malimo – Mauersberger Limbach-Oberfrohna - ist noch heute ein Begriff und weiterentwickelten Malimo-Maschinen stellen in aller Welt insbesondere technische Textilien her.

 


 

Mit der Legende um Ritter Kunz von Kauffungen, dem Initiator des sächsischen Prinzenraubs, ist diese herrliche Region weithin bekannt. Mit ihm verbindet die deutsche Geschichte die Entführung der beiden wettinischen Prinzen Ernst und Albrecht aus dem Altenburger Schloss im Jahr 1455. Hierfür wurde der ehemalige Getreue des Kurfürsten Friedrich von Sachsen in Freiberg enthauptet und seine Güter in Kaufungen dem Erdboden gleich gemacht. 2005 erinnerte die Stadt mit dem Fest „550 Jahre Prinzenraub“ an das Ereignis. Noch heute gibt es den damals ins Leben gerufenen Volkslauf rund um das Schloss Wolkenburg, der den Namen „Kunz-von-Kauffungen-Lauf“ trägt und bei dem viele Läufer in historischen Kostümen an den Start gehen.