Bild und Schülerprojekt zu Flucht und Vertreibung
Seit 2023 hängt im Rathauses - im ersten Obergeschoss des Hauses B, wo es zu den von vielen externen Gästen besuchten Beratungsräumen geht, ein großes Wandbild. Dieses wurde 2021 von Kurt Weihe an den leider verstorbenen Oberbürgermeister Dr. Jesko Vogel übergeben.
Hier können Sie alles über die Entstehungsgeschichte des Bildes und das damit verbundene Schülerprojekt lesen:
Kurt Weihe ist über 80 Jahre alt, aber er ist immer noch nicht müde, sich für seine Herzensangelegenheit einzusetzen: Das Bewahren des Heimatgedankens. Weihe musste 1944 als Neunjähriger gemeinsam mit seiner Familie seine Heimat Ostpreußen verlassen und engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten im Bereich der Vertriebenenarbeit Sachsens. Im Jahr 2017 bekam er dafür den Bundesverdienstorden.
Vor 28 Jahren war Kurt Weihe eines der Gründungsmitglieder der Kreisgruppe des Bundes der Vertriebenen. Bis 2014 leitete er den Kreisverband Limbach-Oberfrohna der Landsmannschaft Ost-/Westpreußen, in dem er bis vor kurzem noch Mitglied war. „Ich bin der Ansicht, dass es nun Zeit ist, jüngere Mitglieder zu gewinnen, die nach dem Ableben der Zeitzeugen die Kultur und das Brauchtum von früher weiterpflegen“, erzählt Weihe. Deshalb gründete er nun den neuen Verein Freundeskreis der deutschen Heimatvertriebenen Limbach-Oberfrohna. In diese Gruppe können alle Menschen eintreten, die sich für den Begriff Heimat interessieren, an der Geschichte der Vertriebenen teilhaben wollen und sich auch in Zukunft um die Bewahrung des alten Kulturguts kümmern. „Dieser Themenkomplex ist so riesig – da gibt es einfach immer was zu tun“, sagt Kurt Weihe. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft hat, kann sich bei ihm unter 03722-81144 melden.
Getan hat der Senior in den letzten Monaten bereits selbst einiges. In seiner Garage, die er als Hobbywerkstatt nutzt, liegt das neueste Projekt: Ein 1,60 Meter breites und 1,20 Meter hohes Kunstwerk, das sich mit dem Begriff der Heimat Sachsen beschäftigt. In der Mitte des Bildes ist der Umriss des Freistaates zu sehen. Ringsherum hat der frühere Werbemaler Gunther Naumann aus Chemnitz, der zur Familie Weihes gehört, einzelne markante Sehenswürdigkeiten Sachsen gezeichnet – zum Beispiel das Völkerschlachtdenkmal, die Göltzschtalbrücke oder das Elbsandsteingebirge. Weiterhin sind kleine Bilder mit Figuren zu sehen. „Sie symbolisieren das, was uns Schüler zu ihrem Begriff der Heimat gesagt haben“, erklärt Kurt Weihe. Kinder der fünften bis zehnten Klassen der Gerhart-Hauptmann-Schule wurden von dem neuen Verein befragt, was für sie Heimat bedeutet. Ihre Antworten: Schule, Sport, Wandern oder die Arbeit der Eltern in der Region. In einer Glasvitrine, die noch angefertigt werden und vor dem Bild ihren Platz finden soll, werde eine Beschreibung des Heimat-Projekts eingefügt. „Auch ein Aufsatz von den Schülern soll da rein“, kündigt Weihe an. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist dem Rentner seit jeher besonders wichtig. Seit 16 Jahren leitet er eine Arbeitsgemeinschaft an der Gerhart-Hauptmann-Schule. Zwischen Handwerksarbeiten kommt Kurt Weihe mit den Schülern immer wieder ins Gespräch. „Die meisten wissen über Krieg und Vertreibung wenig bis gar nichts“, stellt Kurt Weihe stets fest. Sein Ziel ist es, so lange wie möglich als Zeitzeuge über seine Erlebnisse zu berichten – über zerstörte Heimat und Familien, über Krieg und Tod. „So etwas darf nie wieder passieren“, mahnt er.
Text: Steffi Hofmann / November 2020
Hier finden Sie die Schülerarbeiten, die im Rahmen des Projekts zu dem Thema entstanden. Die Originale werden im Fundus des Esche-Museums aufbewahrt: